05.07.2023 -
Informationsschreiben
AIF-Fonds in Liechtenstein:
Strukturierungsmöglichkeiten mit Stiftungen und Trusts
In der Ausgabe 2/2023 des Magazins PRIVATE finden Sie
einen informativen Artikel zum Thema "AIF-Fonds in
Liechtenstein: Strukturierungsmöglichkeiten mit
Stiftungen und Trusts".
War Liechtenstein 1923 beim Abschluss des Zollvertrags
mit der Schweiz noch ein Agrarstaat, präsentiert sich
das kleine Fürstentum heute als eine der
wohlhabendsten Volkswirtschaften der Welt.
Nebst der stetigen Weiterentwicklung des liberalen und
attraktiven Gesellschaftsrechts hat sich Liechtenstein
insbesondere im Fondsbereich zu einem seriösen
Marktteilnehmer entwickelt.
1. Einleitung
Vor genau hundert Jahren wurde der Zollvertrag
zwischen Liechtenstein und der Schweiz unterzeichnet,
durch welchen Liechtenstein dem schweizerischen
Zollgebiet angeschlossen wurde. Rückblickend
betrachtet hat sich Liechtenstein in dieser Zeit
grundlegend verändert. War es 1923 noch ein
Agrarstaat, präsentiert sich das kleine Fürstentum
heute als eine der wohlhabendsten Volkswirtschaften
der Welt.
Nebst der stetigen Weiterentwicklung des liberalen und
attraktiven Gesellschaftsrechts, dessen Herzstück die
liechtensteinische Stiftung darstellt, hat sich
Liechtenstein insbesondere im Fondsbereich zu einem
seriösen Marktteilnehmer entwickelt. Der Fondsplatz
Liechtenstein erlebt aktuell einen Aufschwung,
überzeugt mit einer breiten Palette an Möglichkeiten
der Fondsgründung und besticht im internationalen
Vergleich mit einer kurzen Zulassungsdauer sowie
überschaubaren Gründungs-, Verwaltungs- und
Aufsichtskosten. Diese Abhandlung beschäftigt sich mit
dem Investitionsvehikel des liechtensteinischen
Alternativen Investmentfonds (AIF) als Private Label
Fonds unter besonderer Berücksichtigung von
Strukturierungsmöglichkeiten mit Stiftungen und
Treuhänderschaften.
2. Definition von AIF und Private Label Fonds
Art. 4 des Gesetzes über die Verwalter Alternativer
Investmentfonds (AIFMG) definiert AIFs als Organismen
für gemeinsame Anlagen, sofern diese ihr Kapital von
einer Anzahl von Anlegern beziehen und zu deren Nutzen
Investitionen nach einer vorab definierten
Anlagestrategie getätigt werden. Der Unterschied zu
klassischen Anlageformen besteht darin, dass damit
nicht ausschliesslich klassische Investments in
Effekten (wie Aktien und Anleihen, die an der Börse
gehandelt werden) getätigt werden können.
Mithilfe von AIFs wird es Anlegern vielmehr
ermöglicht, unter anderem in illiquide Vermögenswerte
wie Immobilien, Private Equity, Rohstoffe oder
sonstige Sachgüter zu investieren.
Private Label Fonds (nachfolgend PLF) sind
Investmentfonds, die in Anlehnung an die Bedürfnisse
der einzelnen Kunden (Bsp. Anwälte, Treuhänder, Family
Offices, Banken, Vermögensverwalter) individuell
gestaltet und verwaltet werden und bei denen der
Investor den vollen Anlegerschutz geniesst. Der Kunde
hat dabei das Mitspracherecht bei der Anlagepolitik
und kann zudem den Namen für den Fonds auch frei
wählen, sowie zum Beispiel im Verwaltungsrat des PLFs
Einsitz nehmen. Die Aufgaben werden in weiterer Folge
dann von dafür zugelassenen und beaufsichtigten
Dienstleistern ausgeübt.
3. Vorteile von AIF im Zusammenhang mit Stiftungen und
Treuhänderschaften
Sicherheit: Fonds sind Rechtsformen, die in
besonderer Weise reguliert und beaufsichtigt werden,
in Liechtenstein durch die Liechtensteinische
Finanzmarktaufsicht. Bei jedem Fonds ist zudem
zwingend auch eine Revisionsstelle vorgesehen. Dadurch
ist sichergestellt, dass Fonds höchsten
internationalen Governance-Standards genügen.
Angesichts der sich schnell wandelnden regulatorischen
und steuerlichen Vorgaben gewinnen derartige
Governance- Regeln immens an Bedeutung.
Während die Anlagestrategie, Reporting- und
Bewertungsintervalle und weitere Aspekte bei der
Konstituierung des Fonds in Abstimmung mit dem Kunden
auf die individuelle Situation und Anforderungen der
Investoren abgestimmt werden, sind sämtliche
involvierten Parteien nach der Gründung an die
Vorgaben in den konstituierenden Dokumenten gebunden.
Folglich können sich die Stiftungsräte bzw. Treuhänder
bei der Strukturierung über einen Fonds darauf
verlassen, dass die Anlagestrategien sowie
internationalen Governance-Standards stets eingehalten
werden.
Diskretion: Bei Investments durch Stiftungen
oder Treuhänderschaften kommt es immer wieder zu
Fragen in Bezug auf die Identität der Stifter oder
Treugeber bzw. den Begünstigten. Gewisse
Rechtsordnungen haben keinerlei Verständnis für
Stiftungsstrukturen, und der Onboarding-Prozess
gestaltet sich bei Investitionen deshalb als
Herausforderung für die Compliance-Abteilung. Der PLF
tritt bei Transaktionen hingegen als rechtlicher
Eigentümer und Gegenpartei im Interesse der Investoren
auf; die Identität der Investoren muss sohin nicht
offengelegt werden, da es sich um ein vollständig
reguliertes und den gängigen AML/KYC unterliegendes
Vehikel handelt; daraus resultiert eine Vereinfachung
beim Onboarding für das Investment und eine erhöhte
Diskretion für die Stiftung oder den Trust (samt den
Begünstigten dieser Strukturen), der als Investor im
Hintergrund bleiben kann.
Transparenz bei Kosten und der Wertentwicklung: PLFs bieten eine hohe Transparenz der
Kostenübersicht, welche es dem Investor ermöglicht,
die tatsächlichen Kosten der Verwaltung zu überprüfen
und zu verfolgen. Da sämtliche Kosten der Verwaltung
im Vorfeld klar definiert werden und zwingend
offenzulegen sind, sind die Stiftungsräte und
Treuhänder in der Lage die tatsächlichen Kosten der
gesamten Struktur genau zu eruieren.
Bei einem AIF-PLF ist es aufgrund der zwingend
vorgesehenen regelmässigen Berichterstattung, wo unter
anderem auch zumindest einmal im Jahr der Net Asset
Value (NAV) ermittelt wird, auch wesentlich einfacher
die tatsächliche Vermögensentwicklung nachzuverfolgen.
Der NAV bezieht sich in derartigen Fällen auf alle
Investments im Fondsvehikel. Insbesondere bei grossen
und komplexen Strukturen mit einer hohen Anzahl von
Investitionen oder Beteiligungen erhalten die
Stiftungsräte oder Treuhänder sohin eine den Tatsachen
entsprechende Information über die Wertentwicklung der
getätigten Anlagen «per Knopfdruck» und können per
Stichtag beurteilen, ob die gewünschte Rentabilität
vorliegt.
Flexibilität: Für Stiftungen und
Treuhänderschaften eröffnet sich noch ein weiterer
interessanter Vorteil, da diese grundsätzlich die
Möglichkeit haben, ihre Anteile am AIF selbst an ihre
Begünstigten auszuschütten. Dies ist insbesondere bei
derartigen Sachwerten vorteilhaft, die nicht geteilt
werden können (Bsp. Kunstwerke). Durch die Auskehrung
der Fondsanteile gelangt der jeweilige Begünstigte in
den Genuss eines vermögenswerten Gegenstandes (die
bewertbaren Fondsanteile können beispielsweise in sein
Bankdepot eingebucht werden) ohne dass die vom Fonds
gehaltenen Vermögenswerte veräussert werden müssen.
Ferner bleibt dabei der Fonds der rechtliche
Eigentümer, was wiederum aus Diskretionsgründen einen
Vorteil bieten kann.
4. AIFs und Liechtenstein als Fondstandort
Nicht nur aufgrund des von S&P bestätigten
AAA-Ratings oder der Anbindung an die Schweiz, sondern
auch aufgrund der EWR-Mitgliedschaft, was eine
vollständige Anerkennung liechtensteinischer Fonds im
gesamten EU/ EWR-Raum mit sich bringt, ist
Liechtenstein ein höchst attraktiver Fondsstandort.
Für ein positives Klima trägt auch der
liechtensteinische Gesetzgeber bei, der das AIFM per
1. Februar 2020 unter Berücksichtigung von
Erfahrungswerten aus der Praxis mit dem Ziel der
Vereinfachung und besseren Anwendbarkeit reformierte.
Diese Änderung tangierte insbesondere Aspekte der
Fondsgründung, Verwaltung und Sitzverlegung nach
Liechtenstein.
Daneben weist Liechtenstein auch eine attraktive
inländische Steuerlandschaft auf, denn in
Liechtenstein wird verwaltetes Fondvermögen nicht
besteuert. Allein 2020 waren in Liechtenstein 763
Fonds mit einem Volumen von mehr als 59 Mrd. Franken
tätig. Seit 2016 wuchs die Anzahl an Fonds in
Liechtenstein um 73,9%. Im Vergleich dazu wuchs die
Fondszahl in der Schweiz in demselben Zeitraum um
13,8%.
Auch die Entwicklung der Fondsliberierungen zeugen von
der Attraktivität Liechtensteins als Fondsstandort,
welche von 56 Liberierungen im Jahr 2015 auf 110 im
Jahr 2021 angestiegen ist. Zu berücksichtigen ist an
dieser Stelle auch, dass eine kontinuierliche
Steigerung des Fondsvolumens in Liechtenstein zu
beobachten ist. So war in Liechtenstein 2013 ein
Fondsvolumen von 37,15 Mrd. Franken zu verzeichnen,
während das Volumen im Jahr 2021 ganze 70,22 Mrd.
Franken ausmachte.
5. Abschliessende Bemerkung
AIFs haben sich in Liechtenstein als feste und nicht
mehr wegzudenkende Grösse etabliert und bieten
Anlegern die Möglichkeit, Investitionen in alternative
Anlagegüter zu tätigen, die deren Portfolio aufgrund
höherer Renditen und einer damit verbundenen besseren
Risikostreuung auf vielversprechende Weise ergänzen.
Zudem wird Anlegern die Möglichkeit gegeben, sämtliche
ihrer Investments über AIFs in einem Vehikel zu
vereinen, welches sich durch Transparenz und
Sicherheit auf höchster Ebene auszeichnet. Besondere
Vorteile ergeben sich darüber hinaus auch für
Stiftungen und Treuhänderschaften, wenn sie ihre
Investments über liechtensteinische PLFs tätigen.
Daneben stellt auch Liechtenstein selbst durch eine
attraktive und praxisnahe Gesetzgebung und einer
marktteilnehmerorientierten FMA den idealen Rahmen für
Anleger und bietet sich als höchst attraktiver
Fondsstandort an.
Für weitere Auskünfte stehen Ihnen der Autor dieses
Artikels,
MMag. Dr. Bünyamin Taskapan LL.M. (Vanderbilt)
oder Ihr Kundberater/Ihre Kundenberaterin gerne zur
Verfügung.